WENN VERLANGEN SICHER IST: DAS NERVENSYSTEM NACH TRAUMA NEU SCHREIBEN
- Josi

- 30. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Es gibt diesen Moment – leise, fast unscheinbar –in dem du plötzlich merkst: Du spannst dich nicht mehr an. Du zuckst nicht mehr zusammen, wenn dich jemand schön nennt – und es ernst meint. Du entschuldigst dich nicht mehr für deinen Körper. Du planst keine Flucht mehr, während du lachst.
Das ist der Anfang. Da beginnt dein Körper zu flüstern: Vielleicht sind wir jetzt sicher.
Ich bin aufgewachsen mit Händen, die nicht zuhörten.Mit Männern, die „Nein“ nicht akzeptierten. Mit einer Kindheit, in der ich früh sexualisiert wurde. Mit Gewalt – körperlich, emotional. Mit Schweigen nach Schmerz. Mit einer Scham, die sich wie eine zweite Haut um mich legte.
Ich habe gelernt: Verlangen ist gefährlich. Mein Körper gehört nicht mir. Liebe tut weh. Immer. Oder sie will etwas. Oder sie verschwindet.
Also habe ich gelernt, mich zu verstecken. Zu flirten, damit keiner merkt, wie sehr ich zittere.Zu lachen, während ich innerlich nach dem Notausgang suche.
Wenn Missbrauch deine erste Sprache war,verwechselt dein Nervensystem Nähe mit Alarm.
Chaos fühlt sich vertraut an.Leid wird zur Bestätigung. Und Liebe…Liebe macht Angst.
Aber dann kam jemand, der nicht gedrängt hat. Der gefragt hat.Gewartet hat. Nicht, um mich zu besitzen –sondern um mich wirklich zu sehen.
Und mein Körper… ist nicht weggelaufen.
Er hat gezittert. Er hat sich entspannt. Er ist geblieben.
Das Nervensystem neu zu schreiben, bedeutet nicht, ein Ritual abzuhalten und fertig. Es sind tausend kleine Momente: Ein tiefer Atemzug. Eine Hand im richtigen Moment. Ein Ja, das wirklich deins ist.
Es heißt: Lust ist kein Beweis für Gefahr. Langsamkeit ist keine Falle. Du musst nicht mehr durch Verlangen hindurch überleben –du darfst es genießen.
Und wenn Verlangen sicher ist, dann brennt Liebe nicht mehr.Sie wärmt. Sie trägt.Sie sagt Ja – leise, klar, bleibend.
Du musst nicht mehr um Nähe bitten.Nicht mehr dich selbst verlieren, um begehrt zu werden.
Du darfst atmen.Bleiben.Und dich zeigen.
Denn dieser Körper – mein Körper –ist kein Schlachtfeld mehr.Er ist ein Zuhause.
Und ich darf endlich darin wohnen.
xx Josi





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